Ein bekannter Begriff
Aus unserer Sicht ist Identität eines der wichtigsten Führungsthemen. Der Begriff ist nicht neu. Er wurde bereits in den 1960er Jahren von der Corporate Identity-Bewegung eingeführt. Seine Bedeutung veränderte sich aber über die Zeit. Seit den 1990er Jahren hat sich im Marketing der Begriff ‚Markenidentität‘ durchgesetzt.
Aber unzureichend verstanden
Anfangs war Identität nur ein anderes Wort für Erscheinungsbild. Diese frühe Definition erfasste aber nicht den eigentlichen Kern des Begriffs. Das änderte sich in den 1980er Jahren. Seitdem wird üblicherweise eine direkte Analogie zur menschlichen Identität gezogen. Es heißt: So, wie eine Person eine Identität hat, hat auch eine Organisation eine Identität. Aber sobald das gesagt ist, wird uns aus einer technischen Perspektive dargelegt, wie die Identität des Unternehmens ‚gemanagt‘ werden kann. Dass eine solche Konzeption der Unternehmensidentität keinen Sinn macht, zeigt schon unsere Diskussion der Emergenz. Damit ist klar, dass die kollektive Identität einer Organisation nicht einfach entwickelt und umgesetzt wird, sondern aus den Interaktionen der Menschen heraus entsteht.
Um was es wirklich geht
Ein belastbares Verständnis von Identität und ihrer Bedeutung finden wir dagegen bei den Philosophen Axel Honneth und Charles Taylor. Sie erklären, dass Identität durch wechselseitige Anerkennungsprozesse geformt wird. Wir sind – als Einzelne und als Gruppen – abhängig von der Anerkennung anderer. Da unsere Identität beschreibt, wer wir sind und wofür wir stehen, sind wir existentiell bedroht, wenn andere uns nicht in dieser Form anerkennen. Das ist kein ‚technischer‘ Prozess! Es trifft uns tief, von anderen auf eine Weise gesehen zu werden, die nicht mit unserem Selbstverständnis übereinstimmt. Was immer wir tun, wir befinden uns in einem ‚Kampf um Anerkennung, wie Axel Honneth es formuliert. Mit dieser Konzeption von Identität und Anerkennung haben wir nun einen Ansatz, soziale Dynamiken in ihrer Tiefe zu verstehen.
Die Frage nach dem Sinn
Ein Aspekt der Identität ist, dass Menschen etwas tun wollen, was sinnvoll ist, was sich auf sie bezieht, was es wert ist, dafür Anerkennung zu bekommen. Somit ist eine entscheidende Frage, wie wir mit Sinnhaftigkeit umgehen.
Das führt uns zu dem Konzept der öffentlichen Räume.